Anicolor
1. Wissenswerte Grundlagen
Seit Gutenbergs Erfindung wird Druckfarbe zu Papier gebracht. Dabei war immer schon die Druckform und die zu transportierende Farbmenge entscheidender Faktor.
Die Farbmenge ist deshalb so wichtig, da Halbtöne im Druck nicht wie in der Fotografie darstellbar sind, sondern mit Technik der Autotypie umgesetzt werden müssen. Halbtöne werden in Rasterpunkte umgewandelt. Durch Aufrastern einer Volltonfarbe auf dem Papierweiß entsteht ein Tonwert. Das Auge besitzt aber nicht die notwendige Auflösung, gerasterte Punkte einzeln zu erkennen. Deshalb wird im Gehirn aus der Menge des vorhandenen Papierweißes und der Teilmenge der Volltonfarbe ein Halbton erzeugt. Die Mischung verschiedener Tonwerte aus den CMYK-Grundfarben (Cyan, Magenta, Yellow, Schwarz) macht es wiederum möglich, ein buntes Bild zu erzeugen (subtraktive Farbmischung).
Früher wurde die Umwandlung von farbigen Halbtonbildern (Fotovorlagen) in autotypische Rasterauszüge je Grundfarbe über Reprokameras mit verschiedenen Auszugsfiltern, später mit Scannern hergestellt.
Diese Umwandlung war aber oft nicht optimal. Deshalb stattete man Druckmaschinen mit der Möglichkeit aus, diese Ungenauigkeiten in der Rastertonerzeugung auszugleichen.
Bei konventionellen Bogenoffsetmaschinen kann bis heute über die ganze Bogenbreite, in aufgeteilten Druckzonen, mehr oder weniger Farbe auf die Druckplatte und damit auf die Rasterpunkte gegeben werden. Die Tonwerte, die vom Raster erzeugt werden sollen, können somit intensiver oder leichter gemacht werden. Also entsteht ein hellerer oder dunklerer Ton.
Mit dem aktuellen Stand der Vorstufentechnik sind wir heute jedoch in der Lage, die zu druckenden bzw. vorab zu reproduzierende Bilder so zu bearbeiten und deren Ausgabe über kalibrierte und profilierte Proofer so genau prognostizieren zu können, dass diese „Möglichkeit der zonalen Farbmengenregelung“ nicht mehr benötigt, sogar nicht mehr erwünscht ist. Genau hier setzt die neue Anicolor-Farbwerkstechnologie der Firma Heidelberger Druckmaschinen AG an.
2. Grundprinzip der Rasterwalzentechnologie Anicolor
Entscheidend hierbei ist, dass keine Zonenschrauben am Farbkasten mehr vorhanden sind, die bisher für die aufzubringende Farbmenge auf den Druckbogen gesorgt hatten. Stattdessen übernimmt dies nun eine Rasterwalze mit Näpfchenstruktur:
Eine Rakel streift die befüllten Näpfchen glatt, so dass immer die physikalisch gleiche Menge an Farbe in den Näpfchenvertiefungen enthalten ist und geschöpft wird. Diese definierte Farbmenge wird an einen Farbauftragszylinder übergeben, der die Druckform (also die Rasterpunkte) einfärbt. Dieses Einfärben der Druckplatte geschieht mit einer bisher nicht gekannten Gleichmäßigkeit und Konstanz. Die Gleichmäßigkeit bezieht sich dabei auf die Breite des Druckbogens, die Konstanz auf die Bogen innerhalb einer Auflage. Vom ca. 20. bis zum letzten Bogen liegen die Dichteabweichungen im Vollton bei Dv max 0.05 – 0.1. Dabei sind diese 20 Bogen die Einrichtemakulatur, die bei konventionellen Offsetdruckmaschinen im Bereich von ca. 2 x bis 5 x 100 Bogen (je nach Schwierigkeit des Drucksujets) liegen.
Daraus lässt sich nicht nur der enorme ökonomische und ökologische Vorteil bezüglich der Reduzierung der Einrichtemakulatur, sondern auch die zwangsläufige Rüstzeitersparnis erkennen. Die Kombination von Schnelligkeit beim Rüsten mit der Qualitätssteigerung bei der Farbführung machen diese neue Technologie so außergewöhnlich.
3. Warum diese Technologie bei Stoll Farbtreu?
Genau diese neue Technik erlaubt es uns wie keine andere, unsere Motivation und unsere Firmenphilosophie, die wir durch unseren Namen „Farbtreu“ zum Ausdruck gebracht haben, umzusetzen.
Schon vor der Installation der Anicolor Maschine haben wir eine 4-Farb-Maschine mit Zusatzausrüstung „Axis Control“ betrieben. Dieses Hilfsmittel diente eben dazu, das vorhandene Problem der Farbgebung über das spektralphotometrische Ausmessen des Druckkontrollstreifen und der automatischen Farbmengennachführung in den Griff zu bekommen. Viele Faktoren, wie kleine Auflagen, Bedruckstoffart, Drucksujet (also Verteilung der Druckflächen über den Bogen), Geschwindigkeit und nicht zuletzt der Bediener, verwehrten diesem Werkzeug aber oftmals den gewünschten Erfolg.
Nun sind wir mit der Anicolor-Technologie von all diesen Faktoren unabhängig und können behaupten, dass unsere Kunden ein Produkt erhalten bei dem sie wissen, dass es auf höchstem „farbtreuen“ Niveau produziert wird.
4. Welche weiteren Vorteile bietet Anicolor?
Durch den Aufbau des Druckwerkes aus hauptsächlich nur 2 Zylindern entstehen weitere positive Druckeigenschaften. Die Zylinderumfänge von Raster- und Farbauftragswalze sind so groß wie die gesamte Druckbogenlänge. Deshalb wird jede Stelle des Druckbildes nur einmal vom Farbauftragszylinder eingefärbt, was den Effekt des Schablonierens nicht aufkommen lässt.
Außerdem können Farbflächen ohne jeglichen Walzenstreifen gedruckt werden. (Wie der Name schon sagt, sind dies Streifen, die auf Vollflächen zu sehen sind und die durch eine Schichtdickenerhöhung zum Zeitpunkt des Verreibereinsatzpunktes in Mehrwalzenfarbstühlen entstehen).
Im Zuge der Standardisierung der Druckerzeugnisherstellung ist die Farbführung von ausschlaggebender Bedeutung. Hier besitzt die Anicolor Technik einen unschlagbaren Vorteil gegenüber allen anderen Druckmaschinen. Die Produktion nach PSO (Prozessstandard Offsetdruck) wird dadurch stark vereinfacht und die kontinuierliche Einhaltung der Prozessfaktoren sehr erleichtert. (Stefan Stoll)